Haushaltsplan 2016 der Gemeinde Wadersloh
Die Stellungnahme zum Haushaltsplan 2016 der FDP-Wadersloh
Stellungnahme zum Haushaltsplan 2016
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
werte Damen und Herren des Rates und der Verwaltung.
Den Beginn meiner Stellungnahme werde ich in Frageform einleiten.
Wie
kann es sein, dass in Deutschland vor dem Hintergrund seit Jahren
boomender Wirtschaft, sprudelnder Gewerbe-, Einkommens- und
Umsatzsteuern, Rekordbeschäftigung sowie niedriger Zinsen keine
entlastenden Wirkungen auf der Ebene der kommunalen Haushalte von
Städten und Landgemeinden erkennbar werden?
Im Gegenteil, trotz all
dieser v. g. positiven Effekte aus der gesamtwirtschaftlichen Situation
schließt der Ergebnisplan im Etatentwurf der Gemeinde Wadersloh mit
einem Fehlbetrag von rd. 1,16 Mio. Ђ ab.
Wo befinden sich die Stellschrauben. um diese Jahr für Jahr vor allem im ländlichen Raum zunehmende strangulierende Entwicklung
zu beeinflussen?
Bei
einem „Weiter so wird die finanzielle Ausgestaltung der Pflichtaufgaben
wie auch der freiwilligen Leistungen dauerhaft nicht mehr verfügbar
sein.
Der Schlüssel für eine leistungsbezogene Verteilung unserer
Steuern und Abgaben an die tragende Solidargemeinschaft liegt auf
höherer Ebene, beim Bund und den Ländern.
In Nordrhein-Westfalen
vorgegeben über das Gemeindefinanzierungsgesetz (GFG), aktuell
ausgestaltet von der Rot-Grün geführten Regierung.
Trotz der
überdurchschnittlichen Steuereinnahmen erfüllte sich die Hoffnung auf
eine gerechte Teilhabe am Aufkommen für den kreisangehörigen Raum nur
unzureichend.
Im Rahmen dieser widersprüchlich einwirkenden Vorgaben
wurde der Etat 2016 und die mittelfristige Finanzplanung für die
Folgejahre von der Verwaltung erarbeitet. Die Einbringung und
Stellungnahme des Bürgermeisters erfolgte am 21.10.2015.
Die FDP-Fraktion hat das übersichtliche Zahlenwerk eingehend beraten.
Ziel
war es, den geplanten Unterbau für den ausgewiesenen Aufwand und Ertrag
sowie Finanzierung von nachhaltigen Zukunftsstrukturen zu beleuchten.
Gleichzeitig
gemeinsam liberale Kommunalpolitik, einhergehend mit den zur Verfügung
stehenden freiwilligen Zuwendungen, Lebensqualität in den Ortsteilen
deutlich mitzugestalten.
Wir sind der Meinung, dass hier die Weichen dafür gestellt werden müssen.
Familien,
Kinder, Senioren, Betreuungs- und Bildungseinrichtungen, engagierte
Vereine sowie kreative soziale Einrichtungen stehen auch 2016 für uns
wieder im Fokus der gemeindlichen finanziellen Unterstützung.
Begründete Hoffnung dazu gab uns der Finanzzwischenbericht zum laufenden Jahr.
Allerdings wiederum bei schmelzender Ausgleichsrücklage, dem s.g. Sparstrumpf der Bürgergemeinschaft.
Eine
neue Realität mit weiter gravierenden Einschnitten bei den
Umlagevorgaben vom Land und dem Kreis weist nun das Zahlenwerk für 2016
aus.
Nachdem der Wertansatz der „Ausgleichsrücklage aufgebraucht ist,
muss erneut unausweichlich die „Allgemeine Rücklage, der Notgroschen
der Gemeinde, in Anspruch genommen werden.
Schwerwiegende Faktoren dafür sind zum Beispiel:
Nochmalig vom Land gekürzte Schlüsselzuweisungen um 267 TЂ
Weitere Anhebung der Kreis- u. Jugendamtsumlage mit rd. 483 TЂ.
Wir
stellen erneut fest: Wadersloh, wie auch die ländliche Region Westfalen
werden wiederum überdurchschnittlich in den Sog des leistungshemmenden
Abkassierens einbezogen.
Dazu das aktuelle Beispiel aus Düsseldorf:
Mit
der erneuten Anhebung der fiktiven Hebesätze aus dem GFG wird das
eigene erwirtschaftete Steueraufkommen aus Gewerbe und Bürgerschaft
beschnitten, und damit ist die Handlungsfähigkeit der Gemeinschaft
erneut gefährdet.
Um weitere auf die kommunale Ebene delegierte
Pflichtaufgaben, nachhaltige Zukunftsinvestitionen, die zugesicherten
freiwilligen Leistungen fundamental abzusichern, ist begleitend eine
erhöhte steuerliche Beteiligung der Solidargemeinschaft Wadersloh
unausweichlich. Der Druck von außen zwingt uns, wie auch die
Nachbargemeinden und Städte, die Hebesätze erneut anzupassen.
Denn die Landesregierung setzt weiter auf die Strategie „Steuern rauf oder weitere Kürzung der Schlüsselzuweisungen.
In
dieser erkennbaren Finanznot muss die Abwendung eines
Haushaltsicherungsverfahrens bei ganzheitlicher Betrachtung oberstes
Ziel von Rat und Verwaltung sein.
Die gepl. Grundsteueranhebung deckt
nicht einmal das Minus bei den Schlüsselzuweisungen des Landes ab. Rund
95 TЂ fehlen uns hier in der Gemeindekasse bei der Aufrechnung dieser
Entgelte.
Zum Versuch, eine Pferdesteuer zu aktivieren, sagt die FDP in aller Deutlichkeit: Mit uns nicht, denn
was kommt danach: eine Sondersteuer für Katzen oder Radfahrer?
Für
Hauseigentümer und Mieter ist der Blick in das Zahlenwerk der
Gebührengestaltung im Abwasser- und Abfallbereich von Bedeutung:
Obwohl
die Gemeinde hier wenig Spielraum hat, da Behandlungs- wie
Entsorgungskosten nicht nur vor Ort festgesetzt werden, bleibt es 2016
bei den vergleichweise niedrigen Gebühren.
Für die Abdeckung
der baulichen vermögensbildenden Investitionen ist eine Kreditaufnahme
in Höhe von 1,8 Mio. Ђ zu geschichtlich niedrigem Zinsatz im Finanzplan
eingestellt. Diese Vorlage werden wir aktiv nutzen, um Wadersloh weiter
zukunftsfest zu positionieren.
Die folgend vorrangig genannten Strukturaktivitäten finden daher besonders unsere Zustimmung:
- Ausbau Baugebiete Lechtenweg, Kirchhusen, Herzfelder Straße, Margaretenkamp
- Sanierung der Wilhelmstraße
- Bestandserhaltung der Radwander- und Wirtschaftswege
- Geräteanbau und Bogenschießanlage für den Sportverein Diestedde
- Planungen zur Sekundarschule an der Winkelstraße mit Nachnutzung Altstandort
Die Gesamtverschuldung liegt dann im Plan Ende 2016 bei rd. 450,00 Ђ je Einwohner.
In
den letzten Jahren konnte der Kämmerer u.a. auch mit Einbindung der
günstigen Finanzierungsvorgaben die Verschuldung spürbar stabilisieren.
Ein interessanter Blick 30 Jahre zurück:
Damals 1986 waren im Haushaltsentwurf 813 DM bei 11509 Einwohnern ausgewiesen, das sind im Vergleich zu heute 415 Ђ.
Hinter
den Kostenanschlägen für die gemeindliche Gebäudeunterhaltung wie
Lehrschwimmbecken Liesborn, Heizungserneuerung in der Grundschule
Wadersloh steht
1. eine energieeffiziente Sanierung mit kostensparendem Betrieb,
2. ein spürbarer Auftragsunterbau für die heimischen Handwerksbetriebe
Die
FDP teilt hier die Einschätzung der Fachingenieure und befürwortet die
umweltfreundliche Neuausrichtung in diesen Bildungseinrichtungen.
Insgesamt
werden 2016 in diesem Produktbereich für Modernisierung und
Unterhaltung an den gemeindlichen Wohn- wie Wirtschaftsimmobilien 350
TЂ bereitgestelt.
Die
hierzu teilweise unterschiedliche zeitliche Ausführungsterminierung der
Fraktionen sollte entsprechend der Dringlichkeit und Finanzierung
flexibel gehandhabt werden. Wir können damit gut leben.
Diese v.
g. Maßnahmen setzen mit den weiteren rd. 2,2 Mio.Ђ für Bauinvestitionen
starke arbeitsaktive Signale zur Infrastruktur in Wadersloh.
Machbar
wie finanzierbar auf Dauer allerdings nur, und da wiederhole ich mich,
wenn Staat und Gesellschaft erkennen, verstärkt auf den Mittelstand zu
setzen.
Diese Unternehmen aus dem industriellen und handwerklichen
Bereich, Dienstleistung, Handel wie nachhaltige Landwirtschaft sind
bodenständig und innovativ. Sie stellen Raum für Ausbildung bis zur
Fachkraft, sichere Arbeitsplätze und Beschäftigung. Sie erwirtschaften
Einkommen, Steuern, Wohlstand wie Kaufkraft für Familien und
Erwerbstätige hier vor Ort.
Dieser Kreis schließt sich mit der Feststellung:
Die Mittelschicht steht auch gleichermaßen für soziale Absicherung der schwachen und hilfsbedürftigen Menschen.
Der unkalkulierbare Flüchtlingszustrom beansprucht neue zusätzliche Herausforderungen.
Eine
Situation, die vergleichtbar ist mit den Weltkriegsvertreibungen oder
der Wiedervereinigung, dauerhaft jedoch größeren Einfluss auf das
gesellschaftliche Leben in unserem Land nehmen wird.
Auch Wadersloh wird sich dieser Aufgabe wie Chance „Integration stellen müssen.
Die Perspektive zu Unterbringung, Sprache, Bildung, Kultur und Beschäftigung ist das gemeinsame Ziel. Wir sind alle gefordert.
Überleitend zum Sektor „Freiwillige Leistungen für 2016 sind die ausgewiesenen Zusagen erneut positiv zu werten.
Dazu gehören u. a.:
- die Beiträge für die Übermittagbetreuung in den Schulen und Kitas,
- die unveränderten Zuschüsse im Jugend- und
Seniorenbereich,
- ebenfalls bleiben die Vorteile im Rahmen des Familienpasses weiter aktuell.
Für
die bis zum 31. Dezember 2015 befristete Kinderförderung bei Erwerb
eines Wohn- Baugrundstücks konnte auf Initiative von Jens Gregor ein
gemeinsam getragener Kompromiss gefunden werden.
Der Rat hat hierzu soeben der angestrebten Verlängerung bis zum 31. 12. 2018 zugestimmt.
Jedes Kind ist uns nun bei einem Förderhöchstbetrag bis zu 8.000 TЂ das Gleiche wert.
Ebenfalls wird die befristete ökologische Bezuschussung für Neubau - Heizsysteme bis zum 30.06.2016 fortgeführt.
Somit können weiterhin alle aktuellen Interessenten ab Abschluß eines Kauvertrages die Vergünstigungen in Anspruch nehmen.
Diese Beschlüsse sind Anreiz für die junge Generation in Wadersloh zu bleiben, gleichzeitig wirksame Werbung nach außen.
Insgesamt
sind unter dem Begriff: „Bindungsgrad freiwillig für Soziales, Kultur,
Familien, Bildung, Jugend, Altenbetreuung, Vereine und
Wirtschaftsförderung geldliche Zuschüsse von ca. 850.000 TЂ
eingestellt.
Um diesen hohen Standard für Freizeit und Lebensqualität
der Bürgerinnen und Bürger zu halten, befürworten wir
haushaltswirksame Synergien, um frei verfügbare Erträge zu regenerieren.
Dazu gehören u. a. Energieeinsparung, umweltentlastende Stromerzeugung mit Vertrieb.
Die
zukunftsorientierten Veränderungen im Stellenplan weisen auf eine gute
berufliche Mischung zur Bewältigung der gemeindlichen Aufgaben wie auch
mit Perspektiven für die freie Wirtschaft hin.
Neben 2 vielseitig
einsetzbaren Fachkräften für Klärwerk sowie Straßen- und
Grundstücksbewirtschaftung sind 2 Ausbildungsstellen innerhalb der
Verwaltung vorgesehen.
Diese Vorgabe fügt sich in meine
ausgewogene Gesamtbewertung der Haushaltsrechnung 2016, des
Stellenplanes und der mittelfristigen Finanzplanung ein.
Für
die angenehme wie konstruktive Zusammenarbeit im abgelaufenen Jahr
bedanken wir uns bei allen Damen und Herren der Gemeindeverwaltung und
der Presse.
Ihnen allen, und hier schließe ich die immer willkommenen
Menschen hier im Saal mit ein, frohe Weihnachten und ein gesundes neues
Jahr!
W.-J. Weinekötter -Fraktionsvorsitzender-